Alle Jahre wieder entladen sich die an Verstopfung leidenden Gehirnwindungen
zahlreicher Homöopathie-Gegner, welche sich offensichtlich unter Krämpfen winden,
bevor sie sich durch einen publizistischen Shitstorm dann Erleichterung verschaffen.
Geplagt von sich wiederholender geistiger Obstipation verfolgen sie nur den einen
Wunsch: Dem Keim der homöopathischen Gesinnung endlich den Garaus zu
machen.
Nachdem zahlreiche Versuche – etwa der Unterstellung der Gefährlichkeit von
Homöopathie, der Irrationalität oder der geistigen Verwirrung erfolgreicher Anwender
usw. – nicht so richtig fruchten mochten, glaubt man nun die geeignete Munition für
den finalen Rettungsschuss gefunden zu haben: Homöopathie ist mit ethischen
Grundsätzen unvereinbar – ein ethikloses Verhalten verlangt nach dessen
Ausmerzung!
Was ist Ethik eigentlich? Ist sie verwandt mit dem ähnlich klingenden Wort Genetik?
Wird diese nicht ohne „h“ geschrieben? Zahlreiche Menschen glauben zu wissen,
was Ethik ist, aber so richtig erklären möchten sie diesen Begriff lieber doch nicht.
Aus dem Griechischen stammend, bedeutet es so viel wie Sitte, Gebrauch und
Gewohnheit. Während diese Begriffe einer großen Variabilität unterliegen, wurde
seitens griechischer Philosophen der Versuch unternommen, diesen weitreichenden
Bedeutungsraum durch den Aspekt der Vernunft einzugrenzen.
Sitte, Gebräuche und Gewohnheiten basieren auf Kultur und Tradition, welche von
einer Lebenserfahrung geprägt wurden, die sich über Generationen hinweg als
erfolgreich erwiesen und daher für wahr gehalten wurden. Eine sich verändernde
Welt wird aber nicht ohne Folgen hinsichtlich Kultur und Tradition, damit auch für und
auf Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten bleiben. Kurzum, eine auf diesen
Attributen beruhende Ethik unterliegt der Wandelbarkeit und entbehrt eines jeglichen,
auf Ewigkeit beruhenden Wahrheitscharakters.
Wie steht es mit der Vernunft? Ähnlich wie Sitte und Co. unterliegt auch die Vernunft
einem zeitlichen Wandel. Damit nicht genug. Seit Menschengedenken wird darüber
gestritten, was vernünftig ist und was nicht. Darüber einen Konsens zu erzielen
erscheint bisweilen schwierig, oft genug auch aussichtslos. Entschied sich
(basierend auf Gründen der Vernunft) zu Beginn der Siebziger Jahre eine Mehrheit
der gewählten politisch Verantwortlichen für den Bau von Atomkraftwerken, so hat
sich diese Strategie Jahrzehnte später in letzter Konsequenz als unverantwortbar
und rational falsch erwiesen. Diese Entscheidung war und ist ethisch nicht vertretbar
und somit ein Beispiel dafür, dass selbst menschliche Vernunft fehlbar ist. Die
Geschichte ist reich an Belegen für die kurze Halbwertzeit dessen, was man für
vernünftig hält und allzu oft machten wir schon die Erfahrung, dass die allseits
geschätzte Vernunft mit einem finalen Verfallsdatum ausgestattet ist, weil wieder
einmal die Vernunft durch Vernunft besiegt wurde.
Wie verhält es sich nun mit dem Paradoxon einer im Irrtum mündenden Vernunft?
Das Problem wurzelt in der Selbstüberschätzung des Menschen, dem
unerschütterlichen Glauben an die Vernunft kombiniert mit dem Mangel an
Verständnis, dass der Mensch kein allein auf Vernunft basierendes Wesen ist. Die
Vernunft, den Gesetzen der Logik unterliegend, führt nach induktiver
Schlussfolgerung zu dem Ergebnis, dass der perfekte Computer, ausgestattet mit
perfekter Logik, den perfekten Menschen ergeben müsste. Was den Menschen für
alle Zeit vom Computer unterscheidet ist nicht die Vernunft. Vielmehr ist es der Bruch
linearer Logik durch Impulse, die dem Unterbewusstsein entstammen. Dies ist der
Grund dafür, dass Menschen mit gleicher Ausbildung und bei gleichem
Bildungsstand zu unterschiedlichen, bisweilen sich widersprechenden, logisch
herbeigeführten Lösungskonzepten gelangen. Mit anderen Worten: Was den
Menschen zum Menschen macht, ist seine Individualität und Variabilität, welche
maßgeblich auf seinen emotionalen Anteilen beruhen.
Den Menschen auf den Aspekt von Vernunft reduzieren zu wollen, ist ein Indikator
dafür, dass entsprechende Protagonisten die Wesenheit des Menschen nicht
verstanden haben, sondern von einem opportunistischen und materialistischen
Zeitgeist gebeugt wurden, ohne sich dessen konkret bewusst zu sein.
Darüber hinaus nimmt der Mensch für sich in Anspruch, mit einer Würde ausgestattet
zu sein, die, durch das Grundgesetz geschützt, dem Menschen seine einzigartige
Seinsbestimmung attestiert. Würde, Seinsbestimmung und Selbstbestimmung sind
wiederum untrennbar miteinander verbunden.
Zahlreiche Menschen, ausgestattet mit einfachem bis hin zu genialem Verstand,
haben die Wirksamkeit von Homöopathie erfahren und an Körper, Geist und Seele
erlebt. Erleben und Erfahrung sind die Grundbausteine von Erkenntnis. Auf
Erfahrung basierende Erkenntnis kann selbst durch Studien nicht widerlegt werden.
Ein betroffener Patient, der solches erfahren hat, ist nicht weniger geheilt, weil dies
von der Wissenschaft nicht legitimiert wurde. Ein schulmedizinisch behandelter
Patient nicht schon deshalb geheilt, weil es von der Schulmedizin durch Studien
ausgewiesen wird. Über den individuellen Erfolg und Misserfolg entscheiden nicht
Studien, sondern der Patient. Einem Menschen unbesehen diese Urteilsfähigkeit
absprechen zu wollen, ist weder mit Vernunft noch mit Ethik begründbar, es ist
einfach nur arrogant und diffamierend. Wie so oft treten Protagonisten jene
Prinzipien mit Füßen, die sie vorgeblich verteidigen wollen.
Das Verhalten jener „Grams-Ritter“ (Frau Dr. Grams ist eine ehemalige
homöopathische Ärztin und heute erbitterte Gegnerin der Homöopathie) trägt die
Zeichen eines propagandistischen Feldzuges, der sich gegen die Anwender und
Praktizierenden der Homöopathie gleichermaßen richtet und diese in den Bereich
der Illegalität rücken möchte.
Schulmedizin und Alternativmedizin basieren nicht ausschließlich, doch zu einem
großen Teil, auf Vertrauen in den Arzt und die Therapie. Vertrauen und Erwartung
sind Vater und Mutter des Placeboeffektes, von dem keine Fakultät behaupten kann,
frei davon zu sein. Vertrauen und Erwartung sind Bestandteile des Glaubens, dem
zahlreiche Religionen, aber auch die moderne Psychologie und die
Bewusstseinsforschung attestieren, dass mit ihm ein großes Heilungspotential
verbunden ist. Wir stehen erst an der Schwelle zu begreifen, dass das Bewusstsein
die größte Kraft ist, über die das Universum verfügt.
Vertrauen, Erwartung, Glauben und Bewusstsein können nicht befohlen werden; so
wenig wie ein Zwang zur Heilung. Ich wage sogar zu behaupten, dass den meisten
Ärzten die umfassende Bedeutung des Begriffes von Heilung, bedingt durch die
Beschränkung ihrer materiellen Prägung und Sichtweise, nicht bewusst ist.
Befinden wir uns etwa wieder an der Schwelle jener unrühmlichen Geschichte der
Ausübung und Erduldung ärztlicher Kunst als Zwangsmaßnahme?
Frau Grams et al., träumen Sie allen Ernstes von einer Zeit, die die Menschen von
der Freiheit zu Alternativen entledigen möchten? Seid ihr so sicher, dass ihr den
Dreck vor der Haustür der evidenzbasierten Medizin beseitigt habt? Generika-
Skandale, Arzneimittel, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen, obwohl Ihr
Einsatz durch Studien abgesegnet wurde, sprechen eine andere Sprache. Haben die
Beitragszahler der Krankenkassen nicht das Recht auf Erstattung von
Behandlungen, denen sie vertrauen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass es
ihnen geholfen hat? Wie halten Sie es mit dem Schutz von Minderheiten, Pluralismus
und Meinungsfreiheit? Ist ein Mangel dieser Attribute nicht unethisch?
Für alle, die es nicht verstanden haben, wollen oder nicht verstehen können:
Homöopathie ist keine materielle Medizin, die auf pharmakologischer Wirkung von
Stoffen beruht. Zu deren Herstellung braucht es meiner Erfahrung nach keine
Verdünnung, keine Verschüttelung usw.. Die Meisten von uns – auch die
Homöopathen – haben das Wesen der Homöopathie leider nicht verstanden (s. dazu
angehängtes Interview zur Wirkweise der Homöopathie).
Doch Äpfel sind bereits vom Baum gefallen bevor die Menschheit die Fallgesetze
entdeckte und diese verstand. Natur funktioniert wie sie funktioniert, ob wir sie
verstanden haben oder nicht.
Die Wissenschaftler sind nicht die Herren der Ringe, obwohl viele glauben, es zu
sein. Sie können keine Naturgesetze erlassen und keine aufheben. Sie sind nicht die
Macher, sondern die Betrachter eines Schauspiels, dessen tiefe Zusammenhänge
sie nie zu erkennen in der Lage sein werden. Die Frage der Erkenntnistiefe ist im
Wesentlichen damit verbunden wie sehr wir in der Lage sind, über materielle Aspekte
der Natur hinauszudenken. Es steht jedem frei, den geistigen Aspekt von Natur zu
negieren. Gleichwohl steht es einem jeden frei, die Grenzen materieller Erkenntnis
zu überschreiten und sei es um den Preis, einen spekulativen Raum zu betreten.
Dunkle Energie und dunkle Materie sind Beispiele dafür, dass wir eine Wirkung
beobachten und erfahren, deren Ursache wir messtechnisch jedoch nicht habhaft
werden können. Der Begriff von Bewusstsein ist ebenfalls eine Chiffre, die wir zu
definieren nicht in der Lage sind. Doch wie töricht wäre es, keine spekulative
Vorstellung davon zu entwickeln, mit dieser nicht zu experimentieren und keine
Erfahrungen zu sammeln…
Was den Menschen zum Menschen macht, ist nicht die allgemein wissenschaftliche
Erkenntnis, sondern seine persönliche Erfahrung. Erfahrungen wiederum sind
statistisch nicht widerlegbar. Das Bewusstsein ist jene Leinwand, auf die sich Realund
Traumbewusstsein gleichermaßen projizieren. Wer möchte sich zum Richter
über Wahr und Unwahr aufschwingen? Auf dieser Leinwand sind Traum und das,
was wir für real halten, nichts anders als Bit and Bites, die unterschiedlichen
Dimensionen entspringen.
Der Mensch ist trotz modernster Forschung ein Mysterium geblieben. Der archaische
Mensch, dieses Mysteriums gewahr, war diesbezüglich dem Homo sapiens der
Moderne überlegen, von dem man annehmen könnte, dass ihm das „sapiens“
zwischenzeitlich abhandengekommen ist. Zuletzt sollten wir nicht übersehen, dass
Wissenschaft und Fortschritt uns auf einen Weg katapultiert haben, der die
Zerstörung unserer Biosphäre unübersehbar vorantreibt. Die Wissenschaft hat uns
vor einigen Katastrophen bewahrt, zahlreiche beschert, um letztendlich in ein
Szenario zu münden, dessen Ausgang für unsere Biosphäre alles andere als günstig
erscheint.
Während das letzte Urteil über das Grundprinzip von Homöopathie noch nicht gefällt
ist, darf das Konzept von Wissenschaft und menschlicher Vernunft als singuläre
Handlungsgrundlage als gescheitert gelten. Die letzten 250 Jahre Regentschaft von
Aufklärung durch Vernunft legen den dringenden Verdacht nahe, dass wir nochmals
250 Jahre in der jetzigen Quantität nicht überleben werden. Es darf als gesichert
gelten, dass die menschliche Population geschwunden sein wird, große Teile der
Flora und Fauna unwiederbringlich ausgelöscht sein werden.
Währenddessen vergeuden Frau Grams und ihre Jünger, sowie all jene, die diesen
publizistischen Müll verbreiten, Zeit, Geld und andere Ressourcen für die
Bekämpfung von Homöopathie, ganz so, als ob wir keine dringenderen Probleme
hätten. Wie ethisch sind die Fortbewegung und ihre Folgen zu Land, zu Wasser und
in der Luft? Wie ethisch ist Massentierhaltung, die Vergiftung von Nahrungsmitteln
durch Pestizide und Herbizide? Wie ethisch sind Pharmakonzerne und ihre
Machenschaften? Wie ethisch sind Krankenhauskonzerne, die Mitarbeiter knechten
und zur Durchführung von Operationen nötigen, welche nicht notwendig sind? Wie
ethisch ist das Abschieben von Säuglingen in Kitas und der 10-Stunden Tag von G8
Schulen, in denen unsere Kinder in der durch den Klimawandel verursachten Hitze
dahinschmachten? Wie ethisch sind wir Mitläufer eines Systems das unsere
systematische Vernichtung vorantreibt?
Was für eine Welt – was für ein Wahnsinn!
St. Wendel im August 2018