Geisterglaube oder Glaube an den Geist?
Guten Tag Herr Petry, zu unserem heutigen Interview begrüße ich Sie ganz
herzlich. Es handelt sich um ein Gespräch, auf welches ich mich besonders
freue, weil es ein spannendes, kontrovers diskutiertes Thema ist, in Erwartung
interessanter Antworten auf kritische Fragen.
Wir wollen uns heute dem Thema der Homöopathie zuwenden, nach wie vor
eine umstrittene Therapieform, die immer wieder in die Kritik öffentlicher
Medien gerät, und an der sich die Geister offensichtlich nach wie vor scheiden.
In einem Vorgespräch zu diesem Interview haben Sie auf ein Dossier im
Deutschlandfunk (DLF) aus dem Monat Mai 2017 hingewiesen. Dieses endet
mit dem Fazit, dass es sich bei der Homöopathie um eine auf Aberglauben
beruhende, irrationale Therapie handele, der man jede öffentliche
Unterstützung entziehen müsse.
Seit über zwanzig Jahren beschäftigen Sie sich mit Homöopathie, wie gehen
Sie mit derart vernichtenden Kritiken um?
Mit den Jahren immer gelassener. Im Laufe der Zeit habe ich es mir zu eigen
gemacht, die Dinge aus einer höheren Perspektive zu betrachten. In einer der
zahlreichen Talkrunden zu diesem Thema saß eine Kollegin, die zwei Jahre lang,
und durchaus erfolgreich, eine homöopathische Praxis betrieb. Sie war erstaunt und
begeistert über die erzielten Erfolge. Dennoch beendete sie nach zwei Jahren diese
Tätigkeit und kehrte reumütig zur Schulmedizin zurück. Das Scheitern dieses
„Projektes“ wurde damit begründet, dass sie keinen intellektuellen Zugang zu dieser
Art von Therapie finden konnte. Das Interessante daran ist, dass sie die erlebten
Erfolge negierte und dafür irgendeinen Mechanismus, möglicherweise den Placebo-
Effekt dafür verantwortlich machte; einen Effekt, den man ebenso wenig verstanden
hat wie die Homöopathie selbst. Die Abwendung von dieser Therapie war somit nicht
faktisch, sondern ideologisch begründet, sie kam in Konflikt mit dem Weltbild
besagter Kollegin.
Diese Haltung ist meines Erachtens eine höchst unwissenschaftliche. Würde die
Menschheit dieser Ratio folgen, wäre Wissenschaft im Grunde nicht möglich, weil
keine Bereitschaft bestünde, die Grenzen des bestehenden Weltbildes überschreiten
zu wollen. Beobachtungen oder Resultate können nicht sekundär mangels Erklärung
in Abrede gestellt werden. Diese Art der Selektion von Ergebnissen ist mit einer
objektiven Wissenschaft nicht vereinbar. Aus gutem Grund existieren daher
Lehrstühle zur Erforschung paranormaler Phänomene – an anerkannten
wissenschaftlichen Institutionen und Einrichtungen. In Bezug auf die genannte
Kollegin lässt sich sagen, dass sie nicht an der Homöopathie gescheitert ist, sondern
am Horizont ihrer eigenen Vorstellungsmöglichkeiten und letztendlich an einer
mangelnden Bereitschaft, ihr Weltbild zu modifizieren.
Warum glauben Sie, der Placebo-Effekt sei nicht verstanden?
Dieser Begriff „Placebo“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: „Ich werde
gefallen.“ Das Subjekt „Ich“ bringt zum Ausdruck, dass hieran eine eigenständige
geistige Entität beteiligt ist. Bei der Auswahl solcher Begriffe sind sowohl das
Bewusstsein als auch das Unterbewusstsein gleichermaßen beteiligt. Mitunter
formulieren wir dadurch Sätze, die mehr zum Ausdruck bringen als wir ursprünglich
sagen wollten.
Zudem haben wir es uns zur Eigenart gemacht, Dinge, die wir nicht verstanden
haben, mit einem Fremdwort zu armieren. So versuchen wir, andere über dieses
Unwissen hinwegzutäuschen, indem wir suggerieren zu wissen, welcher
Mechanismus sich dahinter verbirgt.
Doch für diesen Placebo-Mechanismus gibt es keine belastbare Erklärung. Allgemein
verbindet man damit, dass die Symptombeeinflussung auf Suggestion oder
Einbildung beruht. Dies ist allerdings nur eine Vermutung und eine unbewiesene
dazu. Der Placebo-Begriff ist zu Unrecht mit einer abfälligen, abwertenden
Konnotation des Minderwertigen versehen. Dabei hätte es dieser Effekt verdient,
näher erforscht zu werden, was bisweilen auch in Deutschland und Italien,
möglicherweise auch anderen Ortes, geschehen ist.
Der Placebo-Forscher Professor Dr. Manfred Schedlowski vom Institut für
Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie der Uniklinik Essen schätzt,
dass bis zu 70 Prozent der Wirkung einer „echten“ Therapie auf einem Placebo-
Effekt beruhen kann.
Dieser Sachverhalt ist in der Tat entlarvend, da durch Alternativmedizin errungene,
nicht zu verleugnende Erfolge als Placebo-Effekte abgetan werden, während die
Erfolge der Schulmedizin natürlich lupenrein und ohne Mitwirken eines solchen
Effektes zustande kommen.
Der amerikanische Chirurg Bruce Moseley zeigte auf, dass Scheinoperationen am
Knie zu vergleichbaren Resultaten führten wie tatsächlich durchgeführte
Operationen. Die Wirksamkeit, zumindest eines großen Teiles solcher Operationen,
ist nicht nur wissenschaftlich nicht belegt, sondern im Grunde durch diese Studie
widerlegt worden. Wo bitteschön bleibt der Aufschrei des Establishments? Wer redet
von Betrug, von Scharlatanerie? Wer verlangt nach dem Staatsanwalt? – Niemand!
Dieses Establishment ist seiner Voreingenommenheit, bisweilen der Unfähigkeit zu
einem kritischen, vorurteilslosen Denken, auf den Leim gegangen.
Der Placebo-Effekt ist seinem Wesen nach eine geistige Essenz, welche den Willen,
die Erwartung, die Hoffnung, mitunter gar den imperativen Glauben in sich birgt –
sowohl von Behandlern als auch Behandelten. Und er könnte mit hoher
Wahrscheinlichkeit unsere stärkste Waffe gegen Krankheit sei, die nicht auf
Symptomunterdrückung, sondern auf echter Heilung beruht.
Offen gesagt, solche Gedanken habe ich mir nie im Zusammenhang mit dem
Placebo-Effekt gemacht und Ihre Ausführungen sind in der Tat erhellend.
Effekte mit einem Anteil von bis zu 70% sind zudem überaus beeindruckend,
man kann es sich nicht so recht vorstellen…
Im Placebo scheint offenbar eine geheimnisvolle Kraft, zumindest eine
unverstandene, wirksam zu sein, die nicht auf die materiellen Aspekte üblicher
Arzneien mit einer Dosis-Wirkbeziehung zurückgeführt werden kann.
Glauben Sie, dass ein Großteil der Bevölkerung, einschließlich der
medizinischen Fachwelt, diesen Begriff in dem von Ihnen geschilderten
Kontext vor Augen hat?
Nein, dieser Effekt wird von vielen wie ein unerwünschtes Abfallprodukt behandelt.
Was mich in diesem Zusammenhang auch über diese Thematik hinaus zunehmend
besorgt, ist ein Schwund an Freiheit und Unabhängigkeit des Denkens und die damit
verbundene angstvolle Anbiederung an den geistigen Mainstream.
Das wissenschaftliche Weltbild hat den Status einer Religion erreicht, der sich die
meisten gebildeten Menschen auf diesem Planeten unterworfen haben. Dieses
System und das damit verbundene Denken infrage zu stellen, ist ein Sakrileg,
welches an Ketzerei grenzt und Sanktionierungen wie Ausgrenzung und
Diffamierung nach sich zieht.
Lassen Sie es mich einmal so formulieren: Das Thema Homöopathie wird so
behandelt wie einst das Thema Homosexualität. Man könnte, analog zur
Homophobie, auch von einer „homöopathophoben“ Einstellung sprechen und
behandelt die Anhänger dieser Methode so, als litten sie unter einer Erkrankung.
Hierzu ein Beispiel: Die Wochenzeitung „Die ZEIT “ kam vor einigen Jahren in einem
einschlägigen Artikel über Alternativmedizin sinngemäß zu folgendem Fazit: Wer die
Alternativmedizin zur Behandlung ernsthafter Erkrankungen in Anspruch nimmt, ist
ein Fall für den Psychiater. Wer diese Therapie anbietet, ein Fall für den
Staatsanwalt.
Solche Plädoyers sind Ausdruck einer emotionalen Aufladung und Leidenschaft wie
sie häufig bei Überschreitung religiöser Gebote zu beobachten war und ist.
Eine sachliche Diskussion über Homöopathie und vergleichbare Themen ist uns aus
Gründen ideologischer Weltanschauung leider nicht möglich. Selbst auferlegte
Denkverbote verhindern die Eroberung neuer Erkenntnishorizonte. Hätte es in der
Geschichte nur Menschen mit vergleichbarer Denkart gegeben, Amerika wäre nie
entdeckt worden. Das Vorhandensein von Erkenntnisbremsen gepaart mit der
Leidenschaft für die Verweigerung in Bezug auf Unbekanntes sind und waren schon
immer eine ungute Mischung.
Sie sprechen vom Schwund der Freiheit und der Unabhängigkeit des Denkens.
Welche Bedeutung hat dies in Bezug auf die Homöopathie?
Ich möchte es Ihnen erklären; dazu muss ich etwas weiter ausholen. Sie werden es
vielleicht als kurios empfinden, aber in zahlreichen Punkten stimme ich den Kritikern
des methodischen Ansatzes der Homöopathie zu. Damit verbunden richte ich eine
harte Kritik an das „System“ von Homöopathie.
Die Homöopathie ist selbst zu einer Glaubensgemeinschaft geworden, die sich auf
die Arbeiten und die damit verbundenen Erkenntnisse von Samuel Hahnemann
gründet. Wohlgemerkt, datiert sind die Anfänge der Homöopathie auf Anfang des 19.
Jahrhunderts.
Hahnemann selbst wachte eifersüchtig darüber, dass an seinem Gedankengebäude
nichts verändert wird. Abtrünnige beschimpfte er als „Bastardhomöopathen“.
Es scheint immer wieder ein typisch menschlicher Mechanismus zum Zuge zu
kommen, der ein Anders- oder Weiterdenken verbietet, sofern dieses Denken nicht in
der klassischen Tradition steht. Solche Systeme, die sich selbst als klassisch oder
traditionell bezeichnen sind innerlich abgestorben und tot, weil sie eine
Weiterentwicklung kategorisch ausschließen. Dieses Nicht-Weiterdenken ist in einer
auf Rationalität und Fakten pochenden Welt ein schleichendes aber bedrohliches
Gift.
Ist es nicht so, dass die subjektiven Fakten im Sinne von zahlreichen
individuellen Erfahrungen für die Wirksamkeit von Homöopathie sprechen?
Das ist eine Frage des Umgangs mit Begrifflichkeiten und des Weltbilds derer, die
ebendiese Begriffe verwenden. Und mit dieser Frage berühren wir bereits die Sphäre
der Freiheit des Denkens.
Es gibt dreierlei Arten von Fakten:
- Individuelle Fakten
Darunter verstehe ich Fakten, die auf meiner eigenen Wahrnehmung beruhen.
Wenn ich beispielsweise ein Dreieck erkenne, benötige ich etwa eine
randomisierte Studie, die diesen Sinneseindruck und dessen Interpretation
bestätigt? Benötige ich hierzu etwa eine Legitimierung durch die
Öffentlichkeit? – Ich glaube kaum. - Kollektive Fakten
Darunter verstehe ich Fakten, die einer mehrheitlichen, konsensuellen
Wahrnehmung entstammen und einer gleichartigen Interpretation unterliegen.
In Einzelfällen kann es zu einer abweichenden Interpretation der
Wahrnehmung kommen. Die individuelle Wahrnehmung selbst ist weder
verifizier- noch falsifizierbar, da man niemandem hinter die Stirn schauen
kann. Die so gewonnenen Fakten stellen damit eine statistische Aussage dar,
von welcher der Einzelfall erheblich abzuweichen vermag. - Wissenschaftliche Fakten
Diese unterscheiden sich im Grunde nicht wesentlich von den kollektiven. Es
handelt sich vielmehr um eine Unterform. Diese macht sich jedoch bei der
Erhebung ihrer Fakten eine Systematik zu eigen, unter anderem Messungen
und statistische Auswertungen etc., die den Grad an Objektivität erhöhen
sollen.
Alle genannten Kategorien von Fakten, sofern es sich nicht um Fakten numerischer
Natur handelt (wobei auch diese eine Einschränkung durch die Messgenauigkeit
erfahren), sind nicht über jeden Zweifel erhaben. Kommt bei der Interpretation dieser
Fakten noch eine subjektive Komponente zum Tragen, ist es mit dem Anspruch auf
Wahrheit auch schon vollends vorbei.
Diese gerade geschilderten Gedanken machen deutlich, dass es neben der Freiheit
des Denkens auch an einer notwendigen Präzision des Denkens mangelt, die in
einem unsauberen Umgang mit Begriffen kulminiert; und es wird mit einer Qualität
von Wahrheit operiert, wo diese bei genauem Hinschauen unangebracht erscheint.
Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Es gibt also mehrere Arten von Fakten.
Das Erlebnis der Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen beruht auf
individueller Wahrnehmung, die nicht mit Verweis auf den Placebo-Effekt in seiner
naiven Bedeutung hinweggewischt werden kann.
Der Placebo-Effekt, gegen den ich im Grunde nichts einzuwenden habe… Unter
Berücksichtigung meiner vorherigen Ausführungen lässt uns dieser Effekt sogar im
Stich und scheidet primär aus, da in fast allen Behandlungen etwas eintritt, was wir
als eine Verschlimmerung bezeichnen können. Der lateinische Ausdruck hierfür
lautet „Nocebo“ – „Ich werde schaden“.
Den Kritikern, die sich gerne des Begriffs „Scharlatan“ in Bezug auf alternativmedizinisch
arbeitende Therapeuten bedienen, kann ich nur folgendes mit auf den
Weg geben: Die Frage der Scharlatanerie ist noch nicht abschließend geklärt. Diese
Entscheidung sollten wir den Patienten überlassen und nicht einer selbst ernannten,
den Expertenstatus für sich beanspruchenden Kohorte, die Behandlungen beurteilen
will, die sie selbst nie ausgeübt hat und deshalb nicht beurteilen kann. Die Intention,
die Kriterien von Doppelblind-Studien auf homöopathische Behandlung anwenden zu
wollen, ist Ausdruck einer fulminanten Unkenntnis bezüglich dieses Therapieansatzes.
Zwei Aspekte finden infolge Unkenntnis keine Beachtung:
- Die Homöopathie ist variabel hinsichtlich der zu behandelnden Person und
variiert hinsichtlich des Therapiezeitpunktes. - Die Homöopathie beruht auf der Anwendung physikalisch nicht messbarer
informativer Muster, die sich lediglich indirekt durch das Ergebnis nachweisen
lassen.
Diese Therapie muss somit mit einer Software verglichen werden und nicht etwa mit
einem Hammer. Im Fall von homöopathischen Behandlungen werden gestörte
Software- oder Informationsmuster regeneriert. Diesen Sachverhalt haben die
Kritiker der Homöopathie leider nicht begriffen. Stattdessen monieren sie, dass man
keine Dosis-Wirkbeziehung aufzeigen könne. Im übertragenen Sinn kritisieren sie,
dass man mit Software keinen Nagel in die Wand schlagen kann. Unterdessen sind
sie offensichtlich geneigt, gestörte Software mit dem Hammer reparieren zu wollen –
das ist Realsatire, oder sehe ich das falsch? Ausgestattet mit komödiantischer
Begabung touren Vertreter dieser Phalanx durch das Land; mit einer Comedy-Show,
die da heißt „Gegen die Globulisierung der Welt“.
Zurück zum Begriff der Scharlatanerie: Scharlatane täuschen eine Fähigkeit vor,
über die sie nicht verfügen. Den meisten Kritikern von Homöopathie muss ich leider
attestieren, dass sie weder genügend Erfahrungen im Umgang mit dieser Therapie
haben, noch intellektuell in der Lage sind, die Wirksamkeit dieser Therapie verstehen
zu können, im günstigeren Fall aus Gründen der Weltanschauung nicht verstehen
wollen.
Haben Sie konkrete Beispiele zur Veranschaulichung des geschilderten
Sachverhalts?
Gerne erläutere ich dies anhand einer Kasuistik: Ein Vater kommt mit seinem Sohn
in unsere Praxis, um diesen nach einer langen Anfahrt, von mir behandeln zu lassen.
Der Junge litt an kreisrundem Haarausfall, von dem die Kopfhaut nahezu vollständig
betroffen war. Die Eltern waren verzweifelt. Dermatologische Experten bescheinigten
die Aussichtslosigkeit einer erfolgreichen Behandlung. Nach persönlicher
Rücksprache mit einer Oberärztin der Universität Aachen, bestätigte diese, dass es
weltweit keine nachhaltig erfolgreichen Behandlungen gäbe, wenn diese Erkrankung
ein gewisses Stadium überschritten habe. Die Eltern waren bereit, in die USA zu
fliegen, um eine Behandlung durchführen zu lassen, wenn es Aussicht auf Erfolg
gegeben hätte.
Diese Aussage löste Erstaunen bei mir aus, da ich die meisten Fälle erfolgreich
behandeln konnte, sofern die Patienten die notwendige Geduld aufbringen konnten.
Solche Behandlungen können durchaus zwei bis vier Jahre dauern. Besagter Patient
erfreute sich nach etwa zwei Jahren einer dichten, vollen Haarpracht.
Trotz des Erfolgs wurden die Behandlungskosten den Eltern nicht erstattet, während
für die erfolglosen Bemühungen gezahlt wurde. Diese Medizin, die sich als evidenzbasiert
bezeichnet, führt sich selbst, den Begriff und die Erstattungssysteme ad
absurdum. Was glauben Sie, wie absurd die Diskussionen über die Wirksamkeit von
Homöopathie auf Leute wirken müssen, die derartiges erlebt haben? Sie haben
schlicht und ergreifend kein Verständnis für die Diskussionen, die zwischen den
diametral motivierten Egos zu ihrem Nachteil ausgefochten werden.
Nicht alles, was von Alternativmedizinern getan und verzapft wird, ist über alle Kritik
erhaben. Fehlbehandlungen geschehen auf beiden Seiten. Wir sitzen alle in
Glashäusern und sollten das Werfen mit Steinen besser unterlassen. Der Imperativ
von „Entweder-oder“ sollte einem „Sowohl-als-auch“ weichen.
Mein Fazit zu ihrer Frage lautet somit: Die Homöopathie ist empirisch belegt.
Millionen Menschen allein in Deutschland werden dies bestätigen. Mögen diese auf
Empirik beruhenden Daten auch nicht die wissenschaftlichen Standards erfüllen, es
wäre arrogant, diesen Menschen mangelndes Urteilvermögen zu unterstellen, und
sie so zu Idioten zu degradieren, die auf eine Masche hereingefallen sind. Diesen
Menschen und ihren Wahrnehmungen mit Respekt zu begegnen, halte ich für eine
Selbstverständlichkeit im Rahmen einer zivilisierten und pluralistischen Gesellschaft.
An die Adresse der Homöopathen gerichtet lautet mein Appell: Es gilt, diese
Methode zu reformieren, da sie mehr zu leisten in der Lage ist als es eine klassische
Homöopathie in ihrer jetzigen Form zulässt und zu leisten vermag.
Die Weiterentwicklung der grundlegenden Konzepte der Homöopathie ist durchaus in
der Lage, die schulmedizinische Therapie in weiten Bereichen (insbesondere auf
dem Feld der chronischen Erkrankungen) zu überflügeln. Gemeinsam wären wir in
jedem Fall stärker!
Wie stehen Sie zu einem der Hauptkritikpunkte, dass homöopathische
Arzneimittel keinen Wirkstoff enthalten?
Dies ist eine meiner elementaren Kritiken am System von Homöopathie, die es
versäumt hat, rational oder irrational das zu erklären, was offensichtlich funktioniert.
Entschuldigen Sie eine Zwischenfrage hinsichtlich einer “irrationalen
Erklärung“.
Ich habe diesen Begriff bewusst gewählt und werde darauf zurückkommen. Für mich
war das Thema der Stofflichkeit von Homöopathie mit einem Schlag vom Tisch
gefegt. Seinerzeit erlernte ich an der Akademie von Prof. Frank Bahr, die in München
beheimatet ist, die Austestung über den Pulsreflex. Jede homöopathische Essenz
strahlt eine ihr typische Signatur aus. Diese Informationswellen sind skalarer Natur,
welche mit Messgeräten nicht nachweisbar sind, da sie mit diesen nicht in
Wechselwirkung treten.
Das mag man bedauerlich finden, aber dunkle Energie und dunkle Materie tun dies
auch nicht. Dennoch sind sie physikalisch salonfähig. Jedenfalls wollte ich bei einem
meiner Patienten austesten, ob er an einer Quecksilberbelastung leidet und führte
eine entsprechende Mercurius D6 Ampulle in die Nähe seines Kopfes, was zu einer
Verstärkung der Pulswelle führte. Diese Pulsverstärkung, einem evozierten Potential
vergleichbar, beruht auf der reflektorischen Auslösung von Aktionspotentialen das
vegetative Nervensystem betreffend. Ich dachte: Aha, der Patient hat eine
Quecksilberbelastung, die ausgeleitet werden muss. Dann streifte mein Blick über
das Etikett der Ampulle und ich wurde gewahr, dass ich versehentlich eine
Phosporus D6 Ampulle gegriffen hatte. Der Test reagierte nicht auf die Substanz, die
ich in der Hand hielt, sondern auf jene, welche ich in der Hand zu halten glaubte.
So oft ich dies ausprobierte, kam ich zum gleichen Ergebnis: Die Testung wurde
durch meine Gedanken bestimmt, nicht durch die Substanz. Diese Erfahrung machte
mir Gänsehaut, weil der Körper des Patienten auf meine Gedanken reagierte, und
weil meine Gedanken stärker waren als die Signatur von Materie.
Aufgrund dieses Erlebnisses nahm ich Kontakt zu dem Wissenschaftler Dr. Ulrich
Warnke auf, der damals an der Universität des Saarlandes dozierte und sein Buch
„Die geheime Macht der Psyche“ veröffentlichte, das meinen Beobachtungen
Legitimität attestierte. Verblüffenderweise reagierte Dr. Warnke sehr
unaufgeregt auf meine Beobachtung. Was mir geradezu mystisch erschien, war für
ihn etwas Selbstverständliches.
Damals warnte er mich vor der Veröffentlichung solcher Resultate. Wir sprachen
über das Schicksal von Prof. Fritz Albert Popp, der im Rahmen einer begonnenen
Forschungsarbeit über Homöopathie seine Stellung an der Universität Kaiserslautern
und somit seine Existenzgrundlage verloren hatte und das Land verlassen musste,
um seine Familie ernähren zu können. Als er später wegen des Nachweises von
Biophotonen weltweit bekannt wurde, erinnerte man sich wieder gerne, dass er ein
Deutscher ist.
Die Inquisition lässt grüßen – die sogenannte „Freiheit von Forschung und Lehre“ ist
ein Märchen für alle, die daran glauben wollen.
Von diesem Zeitpunkt an galt für Sie die homöopathische Wirkstoffhypothese
als widerlegt, verstehe ich das so richtig?
Ja, so ist es. Für die Herstellung homöopathischer Arzneimittel bedarf es keines
Stoffs, keines Verschüttelns und keiner Verdünnung – alles Quatsch! Man hätte
früher darauf kommen können und müssen.
Jedes auf einem Lastwagen transportierte Mineralwasser wäre in Folge der damit
verbundenen Vibrationen eine homöopathische Arznei. Auch die Restmolekularbestände
des für die Verdünnung verwendeten Alkohols oder des Aqua Destillata
würden eine unkalkulierbare Verunreinigung im homöopathischen Sinne bedeuten.
Die Homöopathie hat sich zu Unrecht und völlig unnötiger Weise der Häme und dem
Spott von Materialisten ausgesetzt, ausgerechnet der fraglichsten Art des Homo
sapiens, der das „Sapiens“, die Weisheit, abhandengekommen ist.
Worauf beruht nun Ihrer Meinung nach die Wirksamkeit von Homöopathie?
Das von mir beschriebene Experiment gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um
eine geistige Essenz handeln muss. Gedanken beruhen auf elektromagnetischen
Impulsen, die als Transversalwellen mit Skalarwellen als Informationswellen
vergesellschaftet sind. Elektronen zählen zu den Leptonen, diese wiederum zu den
Fermionen, denen ein Boson als Informationsteilchen zugeordnet ist.
Mit anderen Worten: Prozesse, an denen Materie beteiligt ist, erzeugen immer
Signaturen informatorischer Art, die über Partner und Superpartner mit höheren
Dimensionen (d. h. jenseits der materiellen Dimensionen) in Verbindung stehen.
Mit „höheren Dimensionen“ meine ich die verbleibenden acht Dimensionen eines
zwölfdimensionalen Superstring-Universums.
Das vielzitierte Quantenfeld ist Teil dieser höheren Dimensionen. Die Quantentheorie
ist nicht (wie von vielen geglaubt) die führende Theorie, sondern geht in die
übergeordnete Superstring-Theorie, die berühmte „Theorie von Allem“ ein. Mit ein
wenig gutem Willen gibt es sehr wohl Modelle, die eine homöopathische Wirkung
erklären, ohne irrational zu werden.
Jetzt möchte ich zurückkommen auf den Begriff von Irrationalität und den
endemischen Mangel an Sprachkenntnis und Kenntnis von Ursprung und Bedeutung
von Worten.
Irrational bedeutet: „unvernünftig“ oder „sich der menschlichen Vernunft entziehend“.
Ein triviales Verständnis von Irrationalität setzt diesen Begriff gleich mit Beklopptheit.
So ist es wohl im Zusammenhang mit Homöopathie gemeint. „Sich der menschlichen
Vernunft entziehend“ attestiert jedoch noch nicht die Unmöglichkeit.
Kein geringerer als der Nobelpreisträger Richard Feynman sagte: „Wer sagt, er
versteht die Quantenphysik, der hat sie nicht wirklich verstanden.“ Diese Bemerkung
zeigt, dass die merkwürdige Welt des Mikrokosmos Regeln folgt, die unserer
Alltagserfahrung total widersprechen. „Objekte tauchen mal als Teilchen, mal als
Welle auf; manche Teilchen können über große Entfernungen scheinbar mit
Überlichtgeschwindigkeit mit anderen Teilchen in Beziehung treten“.
Ja, in diesem Sinn ist Homöopathie Teil einer dem menschlichen Verstand nur
begrenzt zugänglichen Sphäre, die wir als irrational empfinden; und diese
Empfindung sollte uns an der Überlegenheit unserer Vernunft zweifeln lassen.
Dies mit freundlichen Grüßen an all jene, die sich für überlegene Surfer auf der Welle
der Rationalität halten. Ihr habt nicht bemerkt, dass die Woge der Rationalität über
euren Köpfen gebrochen ist, euch begraben hat und an den Strand intellektueller
Flachheit gespült hat. Lest einmal eure wissenschaftlichen Abhandlungen,
versucht, sie zu begreifen und ihr könnt erkennen, dass neben der Rationalität eine
Irrationalität wartet, um von uns geistig, so gut wir es können, durchdrungen zu
werden.
Ein Denken, das vor den Grenzen der Rationalität schüchtern Halt macht, wird zu
einer Erkenntnis der Welt nicht in der Lage sein, so sieht’s aus!
Ihre Metaphern haben jedes Mal etwas sehr Unterhaltsames. Sie halten somit
den Wirkmechanismus der Homöopathie für geklärt?
Nun ja, um frei nach Goethe zu antworten: Wir graben nach Wahrheiten und sind
froh, wenn wir einige Würmer finden. Ich möchte es mal an einem anderen Beispiel
erörtern.
Die Princeton University forscht seit Jahrzehnten an einem Projekt namens PEAR
(Princeton Engineering Anomalie Research). Zahlreiche Versuche konnten,
wissenschaftliche Standards erfüllend, belegen, dass die Materie signifikant durch
den Geist beeinflusst werden kann. Ganz gleich, ob es sich hierbei um Menschen
oder Maschinen handelt, ob es um Beeinflussung von Gesundheit, Sozialverhalten
oder Zufallsgeneratoren geht. Dass dies funktioniert, steht außer Zweifel. Über das
„Wie“ müssen wir noch nachdenken. Das „Wie“ betreffend zählt zu den Aufgaben,
die ich mir gestellt habe, und ich behaupte, zu einer Effektivität an Beeinflussbarkeit
gelangt zu sein, die weit über die Ergebnisse der PEAR-Studie hinausgehen.
Dennoch bleiben Wünsche offen.
Das System der Homöopathie betreffend besteht die Notwendigkeit, eine
Wirkhypothese zu entwickeln. Dies wiederum setzt voraus, dass man bereit ist, sich
von alten Zöpfen und der damit verbundenen Denkmalpflege zu trennen.
Die Grundgedanken von Hahnemann und seiner Methode sind revolutionär und
reichen meines Erachtens weit über den Esprit von Schulmedizin hinaus. Beide
Methoden sollte man nicht gegeneinander ausspielen.
Die Schulmedizin ist eine symptomatische Medizin, die Leben retten kann, aber zur
Erzielung nachhaltiger Erfolge oft nicht in der Lage ist. Dies ist die Domäne einer
anderen Art von Medizin, die über das Potential verfügt, über die materielle
Erscheinung von Krankheit und deren Therapie mit materiellen Mitteln
hinauszudenken.
Erlauben Sie mir nochmals einen Rückgriff auf das Unverständnis die eigene
Sprache betreffend. „Medica mente“ bedeutet so viel wie „Helle den Geist“! Und nun
frage ich Sie, was haben pharmazeutische Arzneimittel mit der Heilung von Geist zu
tun? Ich gebe gleich selbst die Antwort: Nichts!
Kann man einen kranken Geist mit Chemie überhaupt hellen? Symptomatisch
beeinflussen ja, heilen nein! Müsste man Geist nicht auch mit Geist behandeln und
entspricht nicht gerade dies dem homöopathischen Prinzip, Gleiches mit Gleichem
zu behandeln?
Die führende Krankheit unserer Tage ist eine Krankheit des Geistes mit konsekutiven
Auswirkungen auf die Seele und den Körper. Ist es der Psychosomatik gelungen, die
Bedeutung der Seele für den Körper zu erkennen, so hat man offensichtlich den
Geist vergessen und diesen unachtsam links liegen gelassen. Der Zustand unserer
Welt gibt hinreichend Zeugnis für diese Misere. Die in der modernen Gesellschaft
vorangetriebene Kultur der wachsenden Muskelmassen geht leider einher mit der
Schrumpfung vertikaler und horizontaler geistiger Potentiale. Wir sind – mit
wenigen Ausnahmen – nicht mehr in der Lage, die Dinge weit genug zu denken,
ganz zu schweigen von der Kapazität, die Dinge höher zu denken.
Liegt somit die Krux in einer einseitig dominierenden materialistischen
Weltanschauung?
Genauso ist es. Die von einer materialistischen Wissenschaft dominierte
Weltanschauung versucht, uns auf materielle, biologische Maschinen zu reduzieren.
Das Gehirn hat den Status eines biologischen Computers, den es von seelischen
Interaktionen zu befreien gilt, da diese objektiven Denkprozesse in inkohärenter
Weise verwässern. Im Übrigen geht es weniger um ein freies Denken der Gehirne
als vielmehr um deren Programmieren und den ökonomischen Nutzen, der sich
daraus ziehen lässt.
Die Materialisten berufen sich stets darauf, sich an das Beweisbare zu halten. Diese
Beweise scheinen aber nicht so zwingend zu sein, dass sie uns vor falschen oder
unerwünschten Ergebnissen bewahren würden. Der Mensch wird zu einer
materiellen Marionette degradiert, die sich planvoll instrumentalisieren lässt und dies
umso effektiver, je rationaler diese Marionette funktioniert, weil ihr Verhalten umso
vorhersagbarer und beherrschbarer wird. So lange es Menschen gibt, so lange gibt
es die Angst vor dem Unvorhersehbaren, wenn man so will, dem Irrationalen.
Religion als auch Wissenschaft sind, jede auf Ihre Art und Weise, Techniken, die das
Irrationale beeinflussbarer und beherrschbarer machen wollen.
Daher ist jedem System, welches die Fäden der Marionetten bedient, daran gelegen,
die Marionetten weiterhin zu kontrollieren. Dies kann nur dann gelingen, wenn man
weiß, welche Reaktion erfolgt, zieht man an einem entsprechenden Faden. Ein
Verlust dieser Mechanik löst in jenen, die diese Mechanik bedienen, Angst vor einem
Kontrollverlust aus. Im Kontext dieser Gemengelage entstehen solche Aussagen
wie: „Wer die Alternativmedizin zur Behandlung ernsthafter Erkrankungen in
Anspruch nimmt, ist ein Fall für den Psychiater. Wer diese Therapie anbietet, ein Fall
für den Staatsanwalt.“
Die Kinder der Aufklärung sind längst zu verführten materiellen Marionetten
geworden, denen man Seele und Geist vernebelt hat. Am Ende steht eine Welt der
Technik, die uns beherrscht und uns zu Idioten degradiert, während Roboter und
andere Maschinen uns unserer letzten Sinnhaftigkeit des Lebens entledigt haben,
der des Nahrungserwerbs.
Der Mensch, seiner höheren Bestimmung beraubt, den niederen Tätigkeiten der
Erhaltung entledigt, steuert auf ein sinnentleertes Vakuum zu. Diesen Prozess
weiterdenkend: Er führt uns in eine menschliche und gesellschaftliche Katastrophe,
die uns zunehmend unseres Erfahrungshorizonts im Umgang mit der wahren Welt
beraubt. Stattdessen dümpeln wir orientierungslos in der Beliebigkeit und Willkür von
Cyberwelten umher. An dieser Art frei verfügbarer Biomasse wird selbst den
Diktatoren die Lust am Diktieren verloren gehen, da sie zu Königen wurden, denen
das Volk abhandenkam.
Glauben Sie, dass die Homöopathie, stellvertretend für andere geistige
Konzepte von Medizin, als eine Bedrohung empfunden wird?
Die Frage spricht ein sehr komplexes Thema an. Vieles davon habe ich glaube
schon erörtert und angesprochen. Kritiker der alternativen Medizin, ganz allgemein
gesprochen, heucheln die Sorge vor, dass Leute Geld für Dinge ausgeben, die
unnötig sind. Im Ernst: Wem möchte man glauben machen, dass es im Kapitalismus
irgendjemanden interessiert für wen oder was die Leute ihr Geld verschwenden?
Diese fürsorgliche Scheinheiligkeit löst in gelinden Fällen Kopfschütteln aus. Die
Wahrheit könnte so lauten: Verschwendet euer Geld lieber an uns, an die, die es
wirklich verdienen und nicht an die Alternativen.
Nach Schätzungen wandern etwa ein Prozent aller Kosten im Gesundheitssystem in
homöopathische oder vergleichbare Behandlungen. Wenn es den Kritikern wirklich
um die Kontrolle dieses einen Prozents geht, so kann ich nur sagen, es scheint eine
Gier zu geben, die schier unersättlich ist. Zu welch erbärmlicher Kreatur ist der
Mensch geworden, wenn es der Diffamierung von Millionen Menschen bedarf, um
dieses einen Prozents habhaft zu werden.
Derzeit ist die Homöopathie keine gesellschaftliche, keine volkswirtschaftliche
Bedrohung. Vielmehr ist sie der Dorn im Fleische einer materiellen Diktatur, welche
eine Bedrohung in der Freiheit des Denkens wittert; in einer Freiheit des Denkens,
die sich im Zweifelsfall weigert, sich den Insignien der Wissenschaft zu unterwerfen.
Wenn ich Sie, die Homöopathie betreffend, richtig verstanden habe, handelt es
sich um eine durch ein Bewusstsein hervorgebrachte, geistige Medizin, die mit
den Körperzellen in Interaktion tritt und dazu in der Lage ist, deren
Stoffwechsel zielgerichtet zu beeinflussen.
Die Experimente der erwähnten PEAR-Studie zeigten, dass eine Wirkung über
tausende von Kilometern möglich ist, ohne dass die Probanden über eine
gezielte Beeinflussung unterrichtet waren. Dennoch konnten die Krankheit
betreffende pathologische Messwerte in therapeutisch günstiger Weise
beeinflusst werden. Warum hat diese Studie im Grunde kein Aufsehen erregt?
Die Gründe habe ich bereits alle genannt. Sie liegen in einer Kollision mit dem
wissenschaftlichen Weltbild. Die Quantenphysik ließ bereits Albert Einstein
vermuten, dass es eine „spukhafte Fernwirkung“ geben müsste. Er formulierte ein
Gedankenexperiment, welches als „Einstein-Rosen-Podolsky-Paradox“ bekannt
wurde; es sagte eine Fernwirkung von Quanteneffekten ohne Zeitverzögerung über
beliebige Entfernungen vorher. Einstein wollte und konnte sich dies nicht vorstellen,
da es ein Verstoß gegen die Regel war, dass es keine Ausbreitung geben könne, die
schneller als das Licht sei. Einstein wurde experimentell widerlegt, er hat dies
allerdings nicht mehr erlebt. Einstein fühlte sich zu stark der Rationalität verbunden,
mit der partiellen Irrationalität der Quantentheorie mochte er sich nie anfreunden, sie
blieb ihm in Teilen fremd. Von ihm stammt in diesem Zusammenhang der berühmte
Satz: „Der Alte würfelt nicht!“
Ich glaube, die Wissenschaft hat Angst, sie könnte mit solchen Vorstellungen eine
Tür zu mittelalterlichen Vorstellungen öffnen. Sie wird in diesen Tagen mit einem
Gegner konfrontiert, den sie bereits tot glaubte.
Dazu fällt mir ein Satz ein, den eine Freundin, die in Belgien Philosophie studierte, in
der Toilette ihrer Fakultät las: „Gott ist tot!“ (Nietzsche). Als Antwort stand in anderer
Schrift darunter: „Nietzsche ist tot!“ (Gott).
Ähnlich ergeht es der Physik, die im Rahmen der Doppelspalt-Experimente zu der
bitteren Einsicht kommen musste, dass das Bewusstsein einen notwendigen
Realitätsschalter darstellt, um eine primär optionale, virtuelle Welt in eine reale, aus
Teilchen bestehende Welt zu überführen. Die Tür zu einem tot geglaubten
kosmischen Bewusstsein wurde geöffnet.
Sie halten also auch Fernbehandlungen für möglich?
Sorry, bei dieser Frage muss ich etwas lachen. Ich antworte kurz: Es waren vielleicht
meine erfolgreichsten Behandlungen.
Wie kann man sich vorstellen, dass so etwas funktioniert?
Die Tatsache der Informationsübertragung zwischen gekoppelten oder verschränkten
Quantenteilchen ist bekannt. Die Verschränkung von Teilchen beruht mutmaßlich in
dem Hervorgehen aus dem gleichen Prozess oder der gleichen Quelle. Der
Urknalltheorie zufolge ist unser Universum aus einer Singularität hervorgegangen,
einem gemeinsamen Urgrund alles Existierenden zuzüglich der dunklen Energie und
der dunklen Materie. Aus diesem Grund ist eine potentielle Verschränkung aller Teile
miteinander gegeben.
Zum besseren Verständnis kann man als Vergleich das sich weltweit ausspannende
Mobildfunknetz heranziehen: Milliarden von aktiven Handys sind potentiell
miteinander verbunden. Potentiell bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine
Verbindung und ein Informationsaustausch dann zustande kommen, wenn sich zwei
Handys über die Rufnummer miteinander synchronisieren.
Der Vorgang der Synchronisation kann in der Natur aktiv und passiv erfolgen. So
sind zahlreiche Phänomene bekannt, die wir als Telepathie bezeichnen. Es ist ein
Faktum, dass beispielweise Haustiere sich vor die Tür legen, antizipierend, dass
gleich eine geliebte Bezugsperson eintreffen wird. Tiere antizipieren Erdbeben,
Tsunamis und andere Naturgefahren. Informationsübertragung erfolgt innerhalb von
Schwärmen, Ameisenstaaten und Bienenstöcken. Jedes einzelne Tier weiß, welche
Aufgaben ihm zukommen und was im Staat benötigt wird. Dass diese Art von
Koordination nur über chemische Stoffe erfolgt, ist im Grunde nicht vorstellbar. Bei
der Koordination von Fisch- oder Vogelschwärmen scheidet dieser Mechanismus
ohnehin aus.
Der Begriff von „Schwarmintelligenz“ ist eine typische Floskel der etablierten
Wissenschaft, die vorgibt, etwas zu erklären, was sie im Grunde nicht tut. In gleicher
Weise könnten Homöopathen behaupten, die Wirkung von Globuli beruhe auf deren
Heilungsintelligenz.
Ja, da müssen Sie lachen! Wenn das so lustig ist, bringe ich noch ein zweites
Beispiel. Während ich den Arm hebe, sind bei mir bestimmte Hirnareale aktiv. Messe
man nun bei uns beiden die Hirnaktivitäten, wären bei Ihnen in gleicher Weise
Neuronen aktiviert, obwohl Sie nichts tun. Unsere Gehirne verhalten sich synchron
und die Wissenschaft spricht daher von „Spiegelneuronen“. Auch diese Bezeichnung
sagt nichts über den Mechanismus aus, der Begriff ist offensichtlich schon Erklärung
genug; für mich allerdings nicht. Der Nachweis dieses Phänomens ist gelungen,
obwohl die Probanden in unterschiedlichen Räumen saßen und sich nicht
beobachten konnten. Wichtig ist, dass die Probanden in geistiger oder emotionaler
Beziehung zueinander stehen.
Zahlreiche Versuche, die im Rahmen der PEAR-Studie durchgeführt wurden,
bestätigten das von mir Gesagte. Auch die von dem Physiker David Bohm
vorgeschlagene Theorie eines holistischen Universums postuliert eine
allgegenwärtige Verbundenheit aller Teilchen, aller Energien, somit aller
Informationen. Denn jedem Fermion ist ein Boson als Informationsteilchen
zugeordnet. Das bedeutet, dass jede Veränderung eines materiellen Teilchens zu
einer Veränderung seiner assoziierten Information, also seines Bosons führt, und
jede Veränderung der Information zu einer Veränderung der Spin-Information eines
Teilchens führt. – Zack! So einfach ist das.
Unser Bewusstsein, jeder Gedankenprozess ist Teil dieser Bosonen-Welt, welche
eine Wirkung auf die Teilchen-Welt ausübt. Im Übrigen: Auch Pflanzen
kommunizieren über größere Distanzen, ohne Aussendung von Botenstoffen.
Wenn Sie das erst einmal richtig verstanden haben und es sich auf der Zunge
zergehen lassen, müsste Ihnen klar werden welche Kraft von unseren Gedanken
ausgeht. Ich bin weiß Gott kein Verschwörungstheoretiker und absolut immun gegen
derartiges Gedankengut. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass das
Bewusstwerden dieses geistigen Potentials, bewusst oder unbewusst, nicht
erwünscht ist.
Bei genauerer Betrachtung kann man wieder eine Parallele zu mittelalterlichem
Verhalten finden. Die Kirche war nicht erfreut über eine ins Deutsche übersetzte
Bibel, die es jedem erlaubte, zu einem eigenen Verständnis und zu einer eigenen
Auslegung ihres Inhalts zu gelangen. In gleicher Weise habe ich den Eindruck, dass
sich Widerstand formiert, wenn Leute sich mit dem Irrationalen beschäftigen. Die
Öffnung zum Irrationalen bedeutet für die Machtbesessenen den drohenden
Kontrollverlust über eine gezielte Ausübung von Macht und Interessen, die den
Regeln des Rationalen folgt.
Das An-jemanden-Denken oder emotional miteinander Verbundensein, übt eine Kraft
aus, der wir uns leider nicht mehr bewusst sind. Stattdessen werde ich gefragt, was
ich meiner Frau zu diesem oder jenem Anlass schenke, als ob es darauf ankommt.
In Verbundenheit aneinander zu denken kann mit Gold nicht aufgewogen werden.
Die Verteilung von Geschenken ist kein Ersatz für eine nicht vorhandene
Zuwendung.
Vor diesem Hintergrund können wir uns begreifbar machen, welche Funktion und
Wirkung es seinerzeit haben konnte, sich um das Bett eines Kranken zu
versammeln, um ihm Kraft in Form von Gedanken und Emotionen zu spenden. Die
PEAR-Studie konnte dies in einem eindrucksvollen Experiment zeigen. Die einstigen
Fürbitten in Kirchen erfüllten durchaus eine ähnliche Funktion; ich glaube, heute
findet so etwas nicht mehr statt. Man könnte noch Stunden über solche
Kulturtechniken reden, die uns abhandengekommen sind, weil wir von einer
Überlegenheit der Materie über den Geist überzeugt sind. Ich bin mir da nicht mehr
so sicher. Man könnte das eine tun ohne das andere zu lassen, oder?
Wenn Sie nun meinen Ausführungen folgen konnten, dann sollte es immerhin
plausibel erscheinen, dass Fernbehandlungen möglich sind und sich mittels des
dahinterstehenden Mechanismus im Rahmen des physikalisch Denkbaren bewegen.
Auch wenn dies nicht der Fall wäre: Es funktioniert dennoch, was sich an
beeindruckenden Kasuistiken aufzeigen ließe.
Wie kann Ihren Vorstellungen zufolge die therapeutische Information auf den
Patienten oder die Globuli übertragen werden?
Es ist so, wie ich eben sagte: Durch Synchronisation der Systeme, die an der
Austestung und der Therapie beteiligt sind, erfolgt infolge der Quantenverschränkung
eine Spin-Veränderung der beteiligten Bosonen und Fermionen.
Diese Spin-Veränderung impliziert eine Veränderung bestehender Informationsmuster.
Dies läuft faktisch auf eine Umprogrammierung hinaus, welche den
erkrankten Organismus in Richtung einer Selbstheilung manövriert. Die
therapeutischen Informationsmuster entstehen im Rahmen einer Pulsreflexkontrollierten
Austestung, welche auf der Abarbeitung mehrerer Algorithmen basiert.
Herr Dr. Petry, ich hoffe, dass unser Gespräch zahlreichen Kritikern den Weg
zu einem neuen, weiterreichenden Verständnis im Hinblick auf die
Homöopathie – und darüber hinaus – zu öffnen vermag. Möchten Sie noch ein
abschließendes Statement abgeben?
Ich möchte mit diesen Ausführungen das Denken der Menschen um eine Option
bereichern. Es geht mir nicht um die Verkündung von Wahrheiten, hierzu sind wir
Menschen auch nicht in der Lage. Alles vom Menschen Gedachte bis hin zu dem,
was wir als bewiesen erachten, basiert auf Denkmodellen, die erfahrungsgemäß
einer gewissen Halbwertzeit unterliegen und auf ihren Definitionsbereich beschränkt
sind. Die Tatsache, dass wir nach einer „Theorie von Allem“ suchen, ist Ausdruck
dessen, dass unsere Erkenntnisse einen fragmentarischen Charakter haben, und
uns dazu nötigen, für unterschiedliche Bereiche unterschiedliche Theorien
heranzuziehen.
Sich nur auf das Faktische beziehen zu wollen hieße, angesichts der Superstring-
Theorie die sechs plus zwei Dimensionen verleugnen zu wollen, weil sie uns rational
nicht zugänglich sind. Ebenso verhält es sich mit den Aspekten von dunkler Energie
und dunkler Materie. Das Wesen von Wissenschaft basierte immer darauf,
Erklärungen für das Unerklärliche zu finden. Wer postuliert, sich nur sich nur an
Beweisbares zu halten, mag seine Klugheit und Rationalität vor sich hertragen, er
verweigert sich aber zweierlei Dingen: Zum einen der instinktiven, emotionalen Seite
unseres Seins und zum anderen physikalischen Aspekten, die man als hypothetisch
oder metaphysisch bezeichnen kann. Wer Hypothesen auszuhalten nicht in der Lage
ist, hat in der Wissenschaft eigentlich nichts verloren, weil eine Wissenschaft, ohne
Hypothesen, so wenig denkbar ist wie dicke Trauben ohne Wässerung der
Rebstöcke.
Zum Wohle unserer Patienten sollten wir jedoch die durch Eitelkeit und Ego
motivierten Glaubenskriege beenden und zu einem fruchtbaren Miteinander
übergehen.
Aufrichtigen Dank für dieses Gespräch. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.
St. Wendel im Juni 2017